Carolee Schneemann hat in ihrer Performance „Interior Scroll“ einen Text verlesen, der spiralförmig in ihrer Vagina verborgen war und den sie allmählich entrollte. Der Text handelte von ihrer Begegnung mit einem Filmemacher, der an den Filmen von Schneemann kritisierte, sie seien zu unsachlich, zu emotional.

Ich möchte jetzt diese Performance reenacten, also erneut aufführen.

[Sie positioniert sich zwischen zwei Frauen, die ein Badehandtuch halten, damit sie dahinter ihr Kleid ablegen kann. Sie zieht die Schriftrolle heraus, liest]: Ich bin immer noch in den Diskussionen, ob ein Mann mehr Freiheiten genießt als eine Frau. Ich diskutiere noch immer darüber, ob eine Mutter, deren Interessen über die Kindererziehung hinausgehen, nicht doch eine Rabenmutter ist.

Nein, nein, sage ich und dabei verengen sich meine Augen zu dünnen Schlitzen. So geht’s nicht. Ich glaube bisweilen, ich sei in der Realität angekommen, hätte was verstanden, aber so ist es gar nicht. Die Menschen in meiner Umgebung scheinen zu glauben, dass sich das mit dem Feminismus erledigt hat, weil wir fertig emanzipiert sind und fertig gleichberechtigt.

Ich kenne einen Mann, der lebt in einer kleinen Stadt. Eines Nachts ging er raus, mit einem Farbeimer in der einen Hand und einem dicken Pinsel in der anderen. Auf alle Werbebilder in der kleinen Stadt malte er das Wort „nein“, mit einem Ausrufezeichen danach. Mir ist das im Kopf geblieben. Wahrheiten können so einfach sein.

Komitee: Su Alois, Tone Avenstroup, Silvia Koerbl, Carola Lehmann, Ariane Sept
Türaus- und Einwerfer: Anja Ibsch
Motiv des Plakats: Silka Teichert
Techniker: Ralph Gabriel, mit freundlicher Unterstützung von Karsten Wildanger

Protokoll der Veranstaltung, in: GEGNER, Heft 28, 2010

Aufführung in der Baiz, 2010.