Die Teilnehmer*innen führen Beobachtungen im öffentlichen Raum mit digitalen und analogen Mitteln durch und werten diese für die Bühne aus. In Anlehnung an Sophie Calles „Suite Vénitienne“ verfolgt die erste Kleingruppe mehrere Stunden lang eine Person durch die Stadt und macht dabei Notizen über alle Erlebnisse und Beobachtungen. Die besondere Herausforderung besteht darin, von den beobachteten Personen nicht entdeckt zu werden. Sollten sie dennoch „ertappt“ werden, scheitert damit der Feldversuch nicht.
Die zweite Gruppe fokussiert sich darauf, die Bewegungen der Menschen zu studieren und Notizen bzw. Zeichnungen anzufertigen. Spezifische Bewegung der beobachteten Person – z.B. ein Kratzen an der Nase oder das Glattstreichen der Haare – werden so für zu einem Material auf der Theaterbühne.
Eine dritte Gruppe arbeitet mit der App Instamap und richtet den Fokus auf jene Leute, die bestimmte Sehenswürdigkeiten, z.B. dem Brandenburger Tor mit ihrem Smartphone fotografieren. Mithilfe der App Instamap finden die TeilnehmerInnen heraus, wer genau in diesem Augenblick Bilder vom Brandenburger Tor auf Instagram hoch lädt. Instamap ermöglicht es, dass wir direkt zum Account der Instagramnutzer geleitet werden. Dort finden wir den Namen des Nutzers, wodurch, u.a. auf dem Facebook account, umfangreiche zusätzliche Information ermittelt werden können.
Im Probenraum treffen die drei Gruppen aufeinander und stellen sich gegenseitig die recherchierten Profile vor. Im öffentlichen Raum aufgenommene Videointerviews werden im Plenum diskutiert. Zum einen werden konkret Methoden vermittelt, wie die TeilnehmerInnen Beobachtungen und Erfahrungen als szenisches Material in ein Bühnenprojekt einfließen lassen können. Doch bietet der Workshop genug Raum und Offenheit, dass die Teilnehmer*innen selber mit den digitalen Medien und ihrer Verwendung für die Bühne experimentieren können.
Der Ansatz, Möglichkeiten digitaler Überwachung in den öffentlichen Raum zu übertragen, ist an einen Workshop des Chaos Computer Club angelehnt. Das Experiment am Brandenburger Tor ist hier dokumentiert: Netzspionage leicht gemacht.
Nach Absprache kann eine Einheit zu den Themen „Datenschutz“, „Sichere Passwörter“, „Urheberrecht“ in den Workshop integriert werden.
Dauer: 3 Tage